CEI*** PREDAZZO 21.07.2002
Bericht
von Marguerita Wagner
"Auffi muaßt"
...das denkt sich auch mein Ford, der schnaufend mit 40 km/h Runde um Runde den
Berg hochkriecht, MUNGO, dieser bekanntlich ohnehin nicht sehr gewichtig, hintendran.
Nach 11 Stunden Fahrt für nur 500 km (!) erwartet uns jedoch ein atemberaubendes
Ambiente:
Predazzo - mitten in den Dolomiten gelegen, herrliche migränekillende Bergluft
und ebenso herrliches Wasser. Nachdem wir, meine eiserne Maria und ich, MUNGO
in einer recht luxuriösen Turnierbox untergebracht haben - direkt neben den
UAE-Pferden (His Highness hatte sich persönlich angesagt), kriechen wir den
nächsten Berg hinauf, und zwar zu unserem Hotel, das wir erst nicht finden,
weil es sich noch im Bau befindet....
MUNGO bläht die Nüstern - kaukasische Verhältnisse, das liebt er!
Er sieht so glänzend und gut aus, daß ich mir gar nicht solche Sorgen
mache wie sonst, ich bin überhaupt lockerer, es geht ja um nix außer
um Punkte für unser Team. Der UAE Trainer fragte mich, was ich zur Strecke
meine, er glaube, es würde gar nicht so bergig (fataler Irrtum). Außerdem
fragt er mich, ob ich eine "Nella Mayer" kenne. Ich brauche einige Zeit,
bis ich draufkomme, daß er Manu Neumayer meint - ihr famoser Ritt in Ermelo
hat sich also bis in die Emirate herumgesprochen!!!
Maria und ich plagen uns mit der Groompunktsuche - die Beschreibung ist leider
rein italienisch, was schon etwas seltsam ist, wo es doch ein CEI sein soll. Es
ist jedoch deutlich zu erkennen, daß es ausgesprochen bergig wird, auf 1500
m hinauf, steil wie in Leutschach und Ischl und steinig wie in Jerez. Unser zweiter
Groom von den Kabardinerfreunden, Udalrich, ein sehr netter, ruhiger Südtiroler,
kommt Freitag und dank seiner Italienischkenntnisse finden die beiden auch die
restlichen Groompunkte.
Die Voruntersuchung absolvieren wir ohne Probleme, MUNGO ist in absoluter Rennlaune.
Es sind 24 Pferde am Start, alle Maktoums und Faisal, außerdem ein Spanier,
der ein UAE-Pferd reitet, sonst nur Italiener.
Ich halte mich ganz hinten, und MUNGO ist superbrav und läßt sich spielend
zurückhalten, ein Reiter ist noch hinter mir, der will gar noch langsamer
beginnen. Es geht gleich am Anfang steil in die Berge, steinig und rutschig -
aber natürlich kein Problem für ein Kaukasenpferd. Bergab können
wir wieder Tempo machen, aber alles sehr gesittet - der Weg ist weit.
Im ersten Vetgate krieg ich gleich einen Schreck- kein Groom da (die wurden nicht
hineingelassen, weil sie kein Schild am Auto hatten) , ich komme mit Intime an
und reiße nur Sattel und alles runter. Der Tierarzt mißt Puls und
sagt dann etwas in Italienisch und dann zu mir nach langem Überlegen "jetzt
sibsig", ich schau erschrocken, er verbessert "nein: sekzig". Ich
finds ja lieb, daß er mit mir deutsch reden will, aber in dem Fall ist mir
italienisch lieber...
Die zweite Runde ist noch bergiger, dafür nur 30 km lang. Gegen Ende merke
ich, daß das rechte Vordereisen klappert und als ich es im Gate kontrolliere,
sehe ich, daß ein Stück Hufwand runtergebrochen ist und der Nagel frei
liegt. Nach der Vetkontrolle (wieder ohne Probleme und sogar Lob von den Tierärzten)
suche ich nach dem Hufschmied, der ist aber grad mit Chiara Rosi's Pferd beschäftigt.
Sie haben noch einen zweiten, der kommt aber erst, nachdem meine Pausenzeit fast
um ist. Er nagelt nach und meint, das hält.
Nun wieder auf die 40er Schleife, ich bin schon etwas angeschlagen, und MUNGO
kann sich mein übliches Gejammer anhören. Ich merke aber, daß
er noch immer fit ist und die Berge rauftraben will, das muntert mich wieder auf.
Hier am Berg können die Grooms nicht zufahren, und MUNGO ist durstig. Als
wir auf ein älteres Ehepaar treffen, das vor einer Hütte sitzt, rennt
er schnurstracks hin und ist sichtlich ungehalten, weil er nicht gegroomt wird.
Ich muß sehr lachen und fange an, etwas Tempo zu machen, treffe auf meine
Grooms und Udalrich sagt: Da fehlt ein Eisen. Prack, Laune dahin.
Ich galoppiere entgegen meiner Gewohnheit ins Vetgate mit der inneren Einstellung,
ich hör hier auf, weil es eh keinen Sinn hat mit diesem Huf weiterzureiten.
Frederic Hefti von der Ground Jury redet auf mich ein, daß ein so fittes
Pferd weitergehen müsse und so geh ich doch in die Kontrolle, vor allem auch
weil MUNGO den Puls trotz meines verschärften Tempos wieder gleich hat. Metabolisch
ist auch alles bestens, aber leider ist er doch leicht unregelmäßig
im Trab, also Aus.
Ich bin momentan gar nicht böse, mag eh nicht mehr und bin außerdem
trotzdem sehr stolz auf meinen MUNGO, Frederic meint, er wäre froh, wenn
sein Pferd mal nach 110 km, noch dazu Berg, so dreingesehen hätte. Auf meinen
Einwand, ich hätte ja selbst eigentlich nicht mehr wollen, fügt er hinzu:
Gell, dasch isch nicht mehr so wie früher, alsch wir noch jung waren....:-).
Ein bißchen ärger ich mich aber dann doch, als ich die Ergebnisse seh
- nur sieben im Ziel und alle sehr langsam unterwegs, weils ja auf dieser Strecke
gar nicht schneller ging - da war ich gar nicht hintennach....na, aber Hauptsache,
MUNGO geht's gut und er ist noch zu fit zum Pensionieren...gut für unser
9 Nations-Team (meine zwei Malaysier sind so stolz, daß wir noch immer die
einzigen sind und Beccy Broughton geht einen CEI nach dem anderen - die ist ein
richtiger Profi).
Nun konzentriere ich mich auf Kreuth, dort wird MUNGO vermutlich erstmals in seiner
ganzen Karriere profimäßig gegroomt werden, weil der ganze Kabardinerverein
hinter uns steht, unter anderem auch Jana und Frank, die in Trendelburg so toll
waren.
Unseren Jerez-Startern wünsch ich viel Glück, wir sehen uns ja unten.
Horst Müller und ich hoffen, daß die Organisationsmängel vom Preride
verbessert werden konnten. Zumindest Stewards sind wir schon mehr, weil wir neben
Inge Harbach auch John Robertson dabeihaben und Carol Bunting auch noch irgendwen
bringt. Nach letzter Information wird es doch nur 4 Gates geben (zentral) und
ein Trotby, obwohl vom Endurance Comittee 5 Gates gefordert worden waren. Caramba!
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