Das Abenteuer Malaysia
Susanne Thumer und Galib bei der WM 2008
17.10.2008 - Das Abenteuer Malaysia geht los!
Susanne Thumer und
GALIB (und Steffi) sind seit heute unterwegs!
Es geht zunächst in die Nähe von Frankfurt (700 km), am 18. weiter
nach Amsterdam, nur mehr 450km.
Dort nächtigen sie im "Horsehotel", dort wohnen die Pferde
so schön wie anderswo die menschlichen Gäste.
Und am Sonntag heben sie ab, die Menschen um 12 Uhr, das Pferd um 19 Uhr.
ALLES,
ALLES GUTE!!
(die Uhrzeiten sind MEZ!)
SMS 18.10.,
20 Uhr:
"Wir sind gut in Amsterdam
angekommen. Galib geht es bestens, uns auch. Jetzt gibt es endlich Essen,
Pferd hatte schon früher."
Mail 20.10.
"Wir haben die 2 Tage
Autofahrt alle gut ueberstanden, den Flug haben einstweilen Steffi und ich
hinter uns. Galib ist noch auf dem Weg vom Flughafen, ich warte hier erst
einmal auf ein bloedes gruenes Plastikarmband, damit ich in den Stall zu meinem
Pferd darf. Hier ist alles viel chaotischer als es auf der Homepage ausgesehen
hat, alle Hotels und Stall und Groomquartier liegen relativ weit auseinander,
ich habe heute meine Trainingseinheiten bereits zu Fuss in aergster Hitze
hinter mich gebracht, weil ich Futter fuer Galib bestellen, Schluessel fuers
Quartier, Gutscheine fuers Essen usw. besorgen musste. Dann hat der Zimmerschluessel
nicht gesperrt und wir konnten nicht mehr zu unseren Sachen. Man hat uns ein
neues Schloss versprochen, sicherheitshalber haben wir das ebenerdige Fenster
einen Spalt offengelassen. Aber ich habe mich erst einmal mit der Schweizerin
verbuendet, zu zweit geht alles leichter. Dann haben wir ein Opfer gefunden,
der uns zu einem Geldautomaten gefuehrt hat. Also ich hoffe, das aergste Chaos
ist vorbei. Lg. Susanne"
Mail 21.10.
"Vielen Dank an alle,
die mir ein paar troestende Worte geschrieben haben. Heute geht es uns wesentlich
besser. Gestern haben wir gerade noch rechtzeitig vor Galibs Anlieferung vom
Flughafen das gruene Armband ausgefasst, ohne das man nicht den Stall betreten
darf. Ich konnte mein Pferd sogar selbst vom LKW herunterfuehren, er war sowas
von brav, obwohl die Rampe sehr steil war. Bei der tieraerztlichen Untersuchung
bei der Ankunft war alles bestens, allerdings war Galib sehr durstig und gegen
Abend etwas mitgenommen. Aber der hiesige Tierarzt hat ihn sich angeschaut
und uns beruhigt, dass das nur vom Wassermangel kommt.
Heute frueh war ich schon um sieben bei ihm, und er war schon viel frischer. Wir sind dann 1 Stunde in traumhafter tropischer Landschaft spazieren gegangen, Galib hat mir den Sand in die Schuhe geschaufelt, waehrend ich von einer Begeisterung in die andere gefallen bin beim Anblick der ueppigen Regenwaldvegetation. Hier gibt es sogar freilebende Affen, die Pferde schauen recht entgeistert bei einer solchen Begegnung.
Zu Mittag haben wir nur mit 3 jungen Maennern einen Tisch bekommen, sie waren aus Costa Rica, Honduras und Guatemala. Und sie haben sich riesig gefreut, dass ich versucht habe, mit ihnen spanisch zu reden und haben vesprochen, in den naechsten Tagen viel Konversation mit mir zu machen. Wie sie gehoert haben, wie alt ich bin, sind sie in ehrfuerchtiges Schweigen versunken :-) Ausserdem haben sie uns gefragt, ob wir etwas aus dem Ort brauchen, und das hilft uns viel, weil wir ja noch kein Auto haben. Wir haben um Karotten und grosse Wasserflaschen gebeten. Also haben wir dieses Versorgungsproblem durch internationale Beziehungen geloest.
Uebrigens ist Internet
hier gratis und jetzt, solang noch nicht alle Leute da sind, auch meistens
frei. Und der Raum ist klimatisiert!
Ab 14 Uhr sind die Staelle wieder offen, da werden wir dann das Pferd scheren
- mit einer schweizerischen Schermaschine und einem deutschen Verlaengerungskabel.
Auch die nachbarlichen Beziehungen funktionieren hier bestens.
Solange ich nicht
mehr zu tun habe, als mein Pferd spazierenzufuehren, zu pflegen und die Box
auszumisten, kann ich sicher mich immer wieder melden. Ausserdem habe ich
ja die Steffi mit, um beim Pferd zu helfen und die alle technischen Probleme
loesen kann.
Liebe Gruesse Susanne"
Mail 23.10.
"Den gestrigen Tag
haben wir noch spazierengehend verbracht, aber heute nachmittag werde ich
gemeinsam mit der Schweizerin im Schritt ausreiten. Galib wird naemlich schoen
langsam langweilig und es fallen ihm schon allerhand Dummheiten ein. Gestern
haben wir nach dem Morgenspaziergang, der Pferdepflege und der Mittagsfuetterung
uns ohne Pferd zu Fuss auf den Weg zum Meer gemacht. Nach mehr als 1 Stunde
Fussmarsch haben wir es gefunden: tropisch blau, unheimlich warm mit einem
menschenleeren Strand. Baden, am Strand weiterwandern, irgendwo den Rueckweg
finden (dafuer ist Steffi sehr brauchbar) und zum Schluss noch einen freundlichen
Menschen treffen, der uns den Rest des Weges mit dem Auto mitnimmt - was will
man mehr?
Vor der Stallruhe haben wir nochmals einen ausgedehnten Spaziergang mit dem
Pferd gemacht. Ich habe nachgerechnet, insgesamt bin ich gestern 4 Stunden
gewandert. Uebrigens habe ich hier ein schwarzes Schwein gesichtet, angeblich
sind sie hier selten, man hat mir gesagt, ich werde Glueck haben. Sie sind
aber die einzigen Viecher, vor denen sich Galib echt fuerchtet.
Das einzige, was hier nicht so erfreulich ist, ist der staendige Regen. Man
kann schon nicht mehr zaehlen, wie oft man nass wird. Aber das ist auch auszuhalten.
Jedesmal, wenn wir hier irgendwo hingehen, entdecken wir ein neues Gebaeude.
Man ist hier noch sehr eifrig am Herrichten und Fertigmachen.
Liebe Gruesse Susanne"
Mail 24.10.
"Vorgestern
wurde ich fuer das Fernsehen interviewt und das auf Englisch! Ich hab mich
ordentlich durch die Gegend gestottert. Da lauft die spanische Konversation
mit Costa Rica viel besser!
Mittlerweile hat sich eine gewisse Ordnung in unserem Tageslauf ergeben: Spaziergang
in der Frueh, wenn Galib und ich zurueckkommen, hat Steffi schon die Box gemacht,
Fruehstueck fuer Galib gerichtet. Dann darf Pferd fressen, wir pflegen noch
ein bisschen und gehen dann selbst fruehstuecken. Anschliessend pilgern wir
zu den Computern, lesen und beantworten Mails, danach ist meist schon Zeit
fuer Pferdemittagessen. Wir verzichten meist auf das Mittagessen und machen
ein Schlaefchen. Am Nachmittag reite ich dann mit der Schweizerin aus, aber
bisher nur im Schritt. War sicher ein guter Tipp von Suzanne Dollinger, denn
Galib erholt sich bestens von der Reise und ist schon voller Tatendrang. Bis
zur Stallruhe stellen wir ihn noch ins Paddock, dann essen wir, bis wir fast
platzen. Die Verpflegung ist hier ausgezeichnet.
Interessant ist, dass die Europaeer sich eigentlich ziemlich abschotten und
sichtlich unter sich bleiben wollen. Besonders die Franzosen, aber auch die
Italiener. Kontakt haben wir mit der Schweizerin und den Deutschen, die mit
uns im Stall sind. Geplaudert haben wir schon mit Schweden, Holland, Norwegen
und der Slowakei. Aber am meisten sind uns eigentlich die Suedamerikaner entgegengekommen.
Ihre Mentalitaet ist wirklich aehnlich der meiner Schwiegertochter aus Argentinien.
Auch so offen und herzlich. Und sie freuen sich sichtlich darueber, dass ich
versuche, mich spanisch mit ihnen zu verstaendigen, bessern mich geduldigst
aus und helfen, wenn ich wieder einmal eine Zeitform nicht bilden kann. Heute
fahren sie fuer uns einkaufen (Karotten, ev. Bananen oder Aepfel fuers Pferd),
weil wir ja noch kein Fahrzeug haben.
Liebe Gruesse Susanne"
Mail 25.10.
"Wird schon
ein bisserl schwieriger, einen freien Computerplatz zu bekommen, weil doch
immer mehr Leute eintreffen. Also heute habe ich es noch geschafft, weiss
nicht, ob ich weiter so regelmaessig schreiben kann.
Gestern sind Galib und ich erstmals lange draussen gewesen, aber nur im Schritt
gemeinsam mit der Schweizer Reiterin. Leider haben wir keine Affen zu Gesicht
bekommen, gehoert haben wir sie allerdings sehr oft. Mein Pferdchen ist schon
sehr munter, es scheint ihm die Hitze nicht grosse Probleme zu machen, aber
ich bin trotzdem vorsichtig und fange nicht zu frueh mit der echten Arbeit
an. Im Reisefuehrer haben wir gelesen, dass es hier auch Leoparden, Tiger,
Bueffel, Elefanten, Nashoerner und Wildschweine geben soll. Weiss nicht so
recht, ob ich mir wuensche, welche zu treffen...
Die Staelle hier habe ich euch noch gar nicht beschrieben, sie sind sehr hell
und luftig, weil alle Aussenwaende aus Fliegengitter sind. Eigentlich stehen
die Pferde unter einem Dach im Freien. An der Decke sind noch Ventilatoren
und bei grosser Hitze wird noch Wasser ganz fein versprueht. Bei der Ankunft
muessen wir uns Schuhsohlen und Haende desinfizieren, die Pferde latschen
aber mit dreckigen Hufen rein. Aber vielleicht haben die einen anderen Dreck
als wir ;-))) Heu gibt es, soviel die Pferde hinunterkriegen koennen, Galib
schafft unglaubliche Mengen!
War uebrigens eine gute Idee, die Steffi mitzunehmen, ich brauche naemlich
keinen Gelsenstecker. Alles Viehzeug, das irgendwie beisst oder sticht, stuerzt
sich sofort auf sie. Dafuer ist es mein Job, die fallweise vorhandenen Spinnentiere
zu entfernen.
Liebe Gruesse Susanne"
(Anmerkung von der Webmasterin: SPINNEN? Ich fahr nicht nach Malaysia! Die
sind dort sicher riesig! *schüttel*)
Mail 26.10.
"@Webmasterin: Die
Spinnen hier waren bis jetzt hoechstens 5cm im Durchmesser, aber bereits in
Minigroesse reichen sie, Steffi in die Flucht zu schlagen.
Der gestrige Tag war voller Premieren:
1. Galib taucht erstmals seine Hufe in das Suedchinesische Meer! Macht er
ganz tapfer, die heranrollenden Wellen allerdings sind ihm sehr suspekt.
2. Wir geraten am Nachmittag erstmals in einen echten Monsunregen. Wir sind
so nass, als ob wir ins Wasser gefallen waeren. Aus meinen Schuhen rinnen
richtige Baeche heraus. Die Sachen trocknen hier sehr langsam, weil die Luftfeuchtigkeit
sehr hoch ist. Aber ich hole mir von unseren Stallwaechtern die Zeitung, stopfe
die Schuhe aus und stelle fest, dass malaysische Zeitungen aeussert saugfaehig
sind.
3. Wir sind zu einem Barbecue als "Gaeste des Koenigs" geladen.
Auf dem Hinweg klaubt uns ein koeniglicher Beamter auf, wie wir unter einem
Schirm zum Shuttlebus wandern und bringt uns direkt vor das Hotel. Das Barbecue
ist einfach atemberaubend, so viele verschiedene Sachen, dass man bedauert,
nicht auf Vorrat essen zu koennen. Ich sitze neben der Englaenderin und wir
freuen uns beide, dass wir ohnedies so viel Blei zuladen muessen und daher
hemmungslos essen duerfen. Unsere deutschen Nachbarn nehmen uns zum Quartier
mit, die Zusammenarbeit funktioniert hier bestens.
Liebe Gruesse Susanne"
Mail 27.10.
"Heute ist ein ganz heisser Tag, ich gehe
schon zeitig in der Frueh reiten, weil fuer 14 Uhr der Schmied angesagt ist.
Leider wird die Runde etwas laenger, weil ich mich wieder einmal verlaufe.
Trotz gruener Faehnchen, die die Trainingsstrecke markieren. Ich darf hier
niemandem erzaehlen, dass ich vom Orientierungsreiten komme...
Tiere treffe ich leider keine, ich wuerde schon gerne etwas von der Fauna
Malaysiens sehen, es muss ja nicht gerade ein Tiger oder ein Leopard sein.
Dafuer treffe ich unterwegs die Argentinier, die mit dem Auto in der Gegend
herumfahren. Mein freundliches "Hola" loest einen spanischen Wortschwall
aus, der mich grenzenlos ueberfordert. Aber sie freuen sich, dass ich mir
Muehe gebe.
Nach dem Essen kommt der Hufschmied, er tut seine Arbeit sehr gekonnt und
erzaehlt uns so nebenbei, dass er auch Pferde des Koenigs beschlagen darf.
Es genuegt mir, wenn seine Eisen halten, sie sehen recht gut aus.
Hier wird es immer voller, gestern war sogar der Koenig von Malaysien hier
trainieren. Angeblich mit einer ganzen Menge Bodygards. Auch heute laufen
ueberall irgendwelche Sicherheitsleute herum, das war vorher noch nicht so.
Galib steht jetzt auf dem Paddock und darf seine neuen Schuhe vorsichtig ausprobieren.
Morgen gehe ich deshalb nur ein wenig mit ihm spazieren. Ab uebermorgen werde
ich zu traben und zu galoppieren anfangen, so wie es mir von Suzanne Dollinger
empfohlen wurde.
Liebe Gruesse bis zum naechsten Mal Susanne"
Mail 28.10.
"Vorgestern waren wir ja am
Meer, die aktuellen Fotos siehe unten. Das 2. Pferd ist "Priceless Gold"
von der deutschen Mannschaft (Gabriela Foerster). Ganz geheuer ist meinem
Galib das Meer nicht. Denn der Neusiedler See, den er gut kennt, schwappt
einem nicht staendig ueber die Hufe.
Heute frueh waren wir spazierengehend unterwegs, die neuen Schuhe muessen
vorsichtig eingegangen werden. Ab morgen mache ich dann wieder mehr. Fuer
Freitag ist ein Nachttraining angesagt, das musste erst bewilligt werden.
Denn im allgemeinen duerfen wir nach 18 Uhr den Stall mit dem Pferd nicht
mehr verlassen. Nordamerika und Kanada haben schon vorgestern nachts trainiert.
Es muss immer ein Stall sich auf einen gemeinsamen Termin einigen. Sie passen
hier schon sehr auf uns auf, damit uns keine wilden Tiere fressen. Ich denke
aber, es ist hauptsaechlich wegen der Quarantaenebestimmungen. Wir duerfen
ja auch auf keinen Fall unsere getrennten Trainingsstrecken verlassen. (Wobei
sehr witzig ist, dass unsere Pferde in Amsterdam mit denen von Costa Rica
und Mexiko in einem Stall waren, auch mit ihnen im gleichen Flugzeug geflogen
sind, jetzt aber streng von ihnen getrennt sind.) Ist aber fein, dass der
Nachtritt moeglich ist, denn da kann ich ausprobieren, wie die Sicht ist und
wie meine Beleuchtung funktioniert bzw. ob sie ausreicht.
Es ist alles bestens, noch sind wir alle ruhig. Wie lange noch?
Liebe Gruesse Susanne"
Mail 29.10.
"Hier wird es ab heute voller, nun kommen die restlichen Teile der Equipen
nach. Costa Rica hat uns erzaehlt, dass von ihnen 26 Leute nachkommen. Und
dabei ist Costa Rica kleiner als Oesterreich! Aus Argentinien, Chile und Uruguay
sind schon so viele da, dass es von hellblauen und roten T-Shirts oft nur
so wimmelt. Brasilien kommt leider gar nicht, die haben irgendeine Krankheit
im Land, deretwegen sie mit den Pferden nicht ausreisen durften. Wir treffen
die anderen Erdteile aber nur bei den Mahlzeiten, auf unserer Trainingsstrecke
gibt es nur Europa. Unsere europaeischen Landsleute sind weniger kontaktfreudig
als Suedamerika. Eine Spanierin hat allerdings auf der Strecke Galibs Kopf
bewundert, was mich natuerlich sehr gefreut hat. Auch die Portugiesen gruessen
immer. Dafuer rennt uns draussen oft eine Schar Kinder nach, die alle wissen
wollen, wie ich heisse, wie mein Pferd heisst. Wenn ich stehen bleibe, laufen
sie meist weg. Mit einigen konnte ich mich aber vorgestern unterhalten. Sie
haben mir erzaehlt, an welchen Tagen sie in die Schule gehen. Sie haben Donnerstag
und Freitag frei, sind ja Moslems. Da ich sie am Montag vormittag getroffen
habe, habe ich gefragt, wieso sie jetzt nicht in der Schule sind. Sie haben
nur gegrinst. Malaysische Schulschwaenzer?
Galib geht es unheimlich gut, er tut den Rest des Tages nichts als fressen.
So viel und so schoenes Heu gibt es daheim nie. Ich fuerchte, er wird nicht
mehr heimfahren wollen.
Liebe Gruesse Susanne"
Mail 30.10.
"Ich habe eine
neue Entdeckung gemacht: Hier duesen Kaefer herum, die etwa 5 - 7cm lang und
dick und fett sind. Wenn sie einem gegen den Kopf fliegen, kriegt man beinahe
eine Beule!
Gestern ist hier das offizielle Verpflegungszelt eroeffnet worden, bisher
haben wir bei den Quartieren der Grooms gegessen. Es ist wie ein Bild aus
1001 Nacht! Ich kann gar nicht beschreiben, wie exquisit es aussieht. Aber
nicht nur Einrichtung und Dekoration, auch die Speisen sind einfach eine Wucht.
Wie schaut denn dann erst das Galadinner am letzten Abend hier aus?
Am Nachmittag war ich erstmals nicht nur im Schritt im Gelaende draussen.
Galib hat das recht gut gefallen, ich glaube, der ewige Schritt war ihm schon
ziemlich langweilig. Und obwohl es recht heiss und dunstig war, hatte er keine
Probleme. Auf dem Hinweg hat er sich endlich entschlossen, die Wellen mit
ihren Schaumkronen nicht schrecklich zu finden, und ist bis zum Karpalgelenk
ins Meer hineingegangen. Auf dem Rueckweg war er noch mutiger, da haben ihn
nicht einmal die Wellen gegen seine Brust gestoert. Schade, dass das Meer
fuer uns ca. eine Stunde entfernt ist, sonst koennte man sicher auch mit dem
Pferd schwimmen gehen. Die Suedamerikaner, deren Strecke naeher am Meer vorbeifuehrt,
haben das gestern schon gemacht. Bilder dazu findet ihr unter: www.endurance.net
Liebe Gruesse Susanne"
Mail 01.11.
"Gestern gab es kein Internet, es war eine Stoerung, und da der Freitag
der moslemische Sonntag ist, hat es eine Weile gedauert, bis das behoben war.
Mittlerweile gibt es die ersten Ausfaelle, ein deutsches Pferd hing gestern
an einer Infusion, weil es kreislaufmaessig schlecht beisammen war. In unserem
Stall schaut es aber noch gut aus, bei den Suedamerikanern sind bereits 8
Pferde leicht bis mehr lahm. Der Sandboden, den viele Pferde nicht gewohnt
sind, ist sicher eine grosse Schwierigkeit.
Am Abend gab es fuer unseren Stall ein Nachttraining. Manche haben daran nicht
teilgenommen, weil sie es fuer zu gefaehrlich gehalten haben. Ich wollte allerdings
die Lichtverhaeltnisse anschauen und meine Beleuchtung ausprobieren und habe
mich gegen halb neun am Abend aufs Pferd gesetzt. Steffi ist zu Fuss mitgegangen
und hat den zweiten Helm mit der anderen Beleuchtung mitgenommen, damit ich
beide ausprobieren kann. Die Lampe, die mir Gabi geborgt hat, leuchtet super,
ich hoffe nur, dass die Akkus lange genug fuer eine Runde halten. Meine eigene
Stirnlampe ist leider sehr gewoehnungsbeduerftig, weil der Lichtstrahl so
genau zwischen meinen Augen leuchtet, dass ich vermutlich hinterher gewaltig
schielen werde ;-)))
Ohne Beleuchtung
sieht man allerdings absolut nichts, weil es immer bedeckt ist, und daher
kein Mond und keine Sterne Licht geben. Ich haette eigentlich gedacht, dass
man ohne Licht doch halbwegs sieht, weil die Wege alle aus hellem Material
sind. Ich habe dazwischen einmal das Licht abgedreht und wenn ich die Finsternis
beschreiben sollte, die mich umgeben hat, fallen mir nur Kraftausdruecke ein.
Es wird also ganz bestimmt vernuenftig sein, moeglichst nicht allein zu reiten,
sondern bei Reitern mit guter Beleuchtung zu bleiben. Was man allerdings tut,
wenn die Lampe unterwegs versagt, das wird sich nach dem nervlichen Zustand
richten. Es gibt einen Haufen Moeglichkeiten zwischen sich tapfer allein durchschlagen
und sich an den Wegrand setzen und weinen. Aber vielleicht ist die tatsaechliche
Strecke doch besser beleuchtet als unsere Trainingsstrecke. Man wird sehen...
(oder auch nicht).
Aber sonst geht es uns allen noch sehr gut, wir freuen uns schon auf die Ankunft
unserer restlichen Mannschaft heute um 15 Uhr in Terengganu.
Liebe Gruesse Susanne"
Mail 02.11.
"Daniela, Isa und Guenter sind wohlbehalten hier angekommen, sie sind
bei der Landung nicht ins Meer gefallen. (Der Anflug nach Terengganu ist naemlich
nichts fuer schwache Nerven, man hat das Gefuehl, direkt ins Meer zu fliegen
und sieht die Landebahn erst, wenn man schon aufsetzt.) Daniela und Isa haben
insgesamt 3 Stirnlampen mitgebracht, die werde ich heute abend ausprobieren,
damit duerfte mein Beleuchtungsproblem auch so halbwegs geloest sein.
Die drei restlichen Expeditionsteilnehmer hat man gleich zu unserer maerchenhaften
Grillparty gebracht, wo wir uns dann endlich getroffen haben. Ab jetzt sind
wir total offiziell unterwegs und werden uns auch als Austria durch unsere
T-Shirts zu erkennen geben. Galib hat schon seinen Morgenspaziergang mit mir
gemacht, weil es geregnet hat, war ich mit Schirm unterwegs. Ein Hollaender
hat uns ganz begeistert fotografiert.
Jetzt haben wir bereits alle Formalitaeten erledigt, damit unsere gesamte
Mannschaft auch in den Stall darf. Das heisst, sie haben die bloeden gruenen
Armbaender ausgefasst, denen Steffi und ich am ersten Tag so verzweifelt nachgelaufen
sind. Vor allem Guenter hat es besonders eilig, das Pferd zu sehen. Es ist,
wie er sagt, der Hauptgrund, warum er so weit geflogen ist.
Ob ich in der naechsten Zeit noch so regelmaessig schreiben kann, ist nicht
sicher, denn dieser Raum ist ab heute fuer allgemeinen Zugang geschlossen.
Allerdings habe ich die Zugangserlaubnis auf meiner Identitaetskarte stehen.
Aber vielleicht ist dann doch noch mehr Andrang hier.
Uebrigens wird ein spanischer Sender (ESPN) die beiden ersten Runden live
uebertragen. Vielleicht schafft es jemand von Euch, den Sender zu finden.
Liebe Gruesse Susanne"
Mail 03.11.
"Heute schreibe mal ich, Daniela, weil nicht
mehr alle in den Computerraum duerfen. Galib ist gut drauf und ich glaube
das wird ein Ritt der Superlative. Heute hatten wir erste Chef d'Equipe Besprechung
und es geht schon heiss her. Dieser Ritt ist so ganz anders als alle anderen
Championate bisher. Es gibt z.B. nur einen Crewpoint pro Runde, ansonsten
muessen sich die Reiter selbst bei den waterpoints groomen. (Bei Problemen
ist allerdings jeder Pkt. der Strecke in 6 Minuten von Schmied, Vet od. Arzt
erreichbar.) Ihr koennt euch sicher vorstellen, wie sich die Bahreiner usw.
darueber freuen. Aber der grosse Boss der Organisation hier sagte, dass er
das als BACK TO ENDURANCE RIDING findet und dass dieses Rennen eben ganz anders
wird als die ueblichen, und wer so reitet wie bei den "ueblichen",
kommt sowieso nur bis zum 3. Gate. Fuer uns kann das nur gut sein.
Hier ist alles toll organisiert und man darf auch die Strecke vorher mit dem
Auto alles abfahren und sogar einmal bei Nacht, damit man sich an die Beleuchtung
gewoehnen kann.
Die Eroeffnugsfeier findet in einem Stadium fuer 50 000 Leute statt, und sie
hoffen, es voll zu bekommen. Ich weiss nicht, ob das ein Scherz war. Bin schon
neugierig. Morgen gibts eine Probe fuer die Eroeffnungsfeier, lustig oder?
Alles Liebe Daniela"
Mail 04.11.
"Heute kann wieder ich mich melden.
Unsere einzige Sorge hat sich heute Nacht erledigt. Bisher hatte sich Galib
naemlich geweigert, sich in diesem Stall nachts niederzulegen. Aber heute
Frueh waren endlich jede Menge Spaene in seinem Schweif, noch nie habe ich
meinem Pferd so gerne Dreck herausgeklaubt wie heute. Gestern war er mittags
naemlich schon sehr muede, wollte sich hinlegen und hat es aber doch immer
wieder aufgegeben. Trotzdem war er beim Reiten sehr munter, der Puls war nach
kurzen Trab- und Galopp-Phasen eigentlich so gut wie daheim. Und wenn Galib
jetzt noch dazu wirklich ausgeruht ist, kann es ja nur noch besser werden.
Heute muessen wir ein bisserl um unser Groomauto kaempfen. Obwohl wir schon
von Oesterreich aus bestellt und beangabt haben, ist es nicht so einfach,
an das Fahrzeug zu kommen. Aber Daniela kann Gott sei Dank sehr gut Englisch
und wird sich schon entsprechend durchsetzen. Auch haben wir noch keine echte
Streckenkarte. Die, die wir bisher bekommen haben, ist ganz winzig, ich kann
sie nicht einmal mit Brille lesen. Gluecklicherweise sehen alle anderen besser.
Die Beschriftung der Strecke haben wir gestern teilweise schon sehen koennen.
Sie ist sehr deutlich, oft genug angebracht und reflektiert im Dunkeln. Daniela
und Isa haben mir mehrere Stirnlampen mitgebracht, die ich gestern Abend ausprobiert
habe. Also muss ich nicht im Dunkeln kaempfen. (Wer war das? Leonidas, der
Spartaner, der im Dunkeln kaempfen wollte?)
Also werde ich mich jetzt auch wieder in den Kampf um das Auto einschalten.
Liebe Gruesse Susanne"
Mail 04.11. abends
"Daniela hat den Kampf um das Mietauto gewonnen, wir haben damit bereits
die ersten vier Runden besichtigt. Es ist eine landschaftlich sehr schoene
Strecke, schade, dass wir den Grossteil in der Nacht reiten. Aber heute haben
wir vom Auto aus ja alles schon anschauen koennen. Die Boeden sehen gut aus,
allerdings koennen sie bei Regen sicher teilweise schwierig werden. Es sind
keine wesentlichen Hoehenunterschiede, viele Teile fuehren noch dazu ganz
geradeaus. Man sollte sich davon nicht verleiten lassen, zuviel Gas zu geben.
Die Streckenkennzeichnung ist ausgezeichnet, vor jeder Abzweigung steht eine
Tafel in der Farbe der entsprechenden Runde und mit einem Richtungspfeil.
Die Schrift reflektiert noch zusaetzlich. Allerdings gibt es pro Runde nur
einen Punkt, an dem gegroomt werden darf, aber dafuer zahlreiche "Waterpoints",
wo Wasser zum Trinken und Abkuehlen bereit steht. Der Reiter muss das dann
selbst machen. Das hat einige Teilnehmer sehr veraergert, aber wir sind der
Meinung, dass das fuer uns kein Nachteil ist. Eher fuer die Leute, die gewohnt
sind, mit mehreren Autos zu groomen.
Daniela und Guenter sind heute abend bei der Generalprobe fuer die Eroeffnung,
wir duerfen privatisieren. Deshalb schreibe ich gleich heute nochmals, denn
morgen haben wir viel zu tun: Morgenspaziergang fuer das Pferd, danach Pferd
nochmals scheren, Reiterregistrierung und die restlichen Teile der Strecke
besichtigen. Und schoen langsam wird es ernst...
Liebe Gruesse Susanne"
Mail 06.11.
"Gestern waren wir sehr beschaeftigt, darum
war es gar nicht moeglich, ins Internet zu gehen. Aber heute haben wir die
wichtigsten Dinge schon hinter uns gebracht. Aber schoen der Reihe nach:
Wir sind hier schon sehr populaer, auf dem Morgenspaziergang hat uns ein kleiner
Bub auf dem Rad mit "Hallo Susanne" gegruesst :-))) (Die Kinder
hier wollen naemlich staendig unsere Namen wissen, und offenbar hat sich dieser
meinen gemerkt.)
Anschliessend haben wir den Rest der Strecke besichtigt, von denen eine in
ein etwas huegeliges Gebiet fuehrt, aber nur fuer Flachlaender sind diese
Steigungen erwaehnenswert. Am Abend wurden wir in Bussen zur Eroeffnung in
ein grosses Stadion gekarrt, das sich auch im Laufe der naechsten halben Stunde
tatsaechlich fuellte. Waehrend einer langen Wartezeit in der Hitze konnten
wir die Darbietungen auf einem grossen Bildschirm verfolgen, dann konnten
wir endlich einmarschieren. Ich durfte die Fahne tragen, was mich sehr gefreut
hat, denn irgendwie habe ich mir das schon immer gewuenscht. Der Sprecher
hatte grosse Probleme mit der Aussprache unserer Namen, ich habe meinen gar
nicht erkannt. Aber Guenter hat bestaetigt, dass alle namentlich genannt worden
sind. Die Eroeffnungsfeierlichkeiten bestanden neben einigen Reden und etlichen
hier offenbar sehr bekannten Saengern auch aus einer Darbietung von Lorenzo,
der dafuer extra mit seinen Pferden aus Europa eingeflogen wurde. Auch der
derzeit regierende Koenig und seine Frau zeigten sich. Zum Abschluss gab es
ein riesiges Feuerwerk mit vielen Raketen, die anders als bei uns aussahen.
Danach steckten unsere Busse leider im Stau, wir kamen erst um halb eins in
unsere Quartiere zurueck. Ausserdem war im Bus die Klimaanlage so stark eingestellt,
dass wir in der Hitze Malaysiens beinahe erfroren waeren.
Heute frueh versetzt man uns zunaechst etwas in Schrecken, weil die Reihenfolge
bei der Voruntersuchung der Pferde geaendert worden ist. Wir muessen um 9
Uhr schon los, das erfahre ich aber erst nach dem Morgenspaziergang. Das wird
knapp, hoffentlich schaffen es die anderen rechtzeitig hierher, denn eigentlich
soll Guenter mit Galib vortraben, denn bei ihm laeuft er viel schoener als
bei mir, dieser Halunke. Also fruehstuecken Steffi und ich schnell, denn Daniela,
Isa und Guenter sind noch mit dem Shuttle vom Hotel hierher unterwegs. Wir
verstauen eilig Sattel und Zubehoer im Auto, denn gleich nach der VU ist die
Abwaage. Galib verhaelt sich im Vergleich zu anderen Pferden bei der Untersuchung
sehr ordentlich, allerdings hat er 60 Puls, so aufgeregt ist er. Alles ist
in Ordnung, der Tierarzt lobt die sorgfaeltige und korrekte Beschreibung der
Kennzeichen im Pferdepass (Vielen Dank an Gert, der das bei einem meiner ersten
Ritte ergaenzt hat!). Bei der Abwaage zeigt sich der Erfolg meiner hemmungslosen
Fresserei hier, ich brauche zu den 6kg, die ich schon in der Satteldecke habe,
nur mehr 60dag dazuhaengen. Das ist sehr erfreulich.
Heute nachmittag sind noch eine Besprechung der Tieraerzte und eine der Equipechefs,
Galib geht noch eine gute Stunde ins Gelaende. Am Abend koennen wir die Strecken
bei Nacht mit dem Auto besichtigen, damit man sich auf die vorhandene oder
nicht vorhandene Beleuchtung einstellen und auch sehen kann, wie gut man die
Kennzeichnung in der Nacht sieht. Und so allmaehlich werden wir alle ein bisserl
nervoes..."
Mail
10.11. - Erster Kurzbericht vom Ritt
"Dass Galib und ich es geschafft haben, hat
Euch schon meine Equipechefin berichtet. Nun haben wir alles hinter uns, den
Ritt, das Ausschlafen, die Siegerehrung und das Galadinner mit Anwesenheit
des Koenigs von Malaysien. Und weil so viel zu tun war, kann ich mich erst
heute mit einem genaueren Bericht melden. Daniela, Isa und Guenter sind schon
bald auf dem Heimweg, ihr Flug geht heute mittag.
Aber nun zu den Ereignissen von Freitag und Samstag. Die Aufregung vor dem Ritt war gar nicht so schlimm, ich konnte sogar zu mittag noch 2 Stunden auf Vorrat schlafen - ich hatte ja eine Mannschaft, auf die ich mich total verlassen konnte. Die erste Runde, 28,8km, konnte ich noch bei Tageslicht reiten. Der Start war grossteils diszipliniert, nur das Pferd eines Malayen hat ein wenig Rodeo gespielt. Galib und ich haben einen Teil der Reiter wegziehen lassen, bevor wir uns auch auf den Weg gemacht haben. So hatte ich es geplant, meinem Pferd ist diese Zurueckhaltung sehr schwer gefalllen.
Noch in der fast 1km langen Startbahn, die auch der Zieleinlauf war, hat uns dann ein reiterloses Pferd ueberholt, das uns noch eine Weile begleitet hat. Aber nach anfaenglichen Kaempfen mit Galib, der absolut nicht einsehen wollte, warum er langsamer als andere gehen soll, war die erste Runde sehr erfreulich. Nur bei der Zielgeraden hat er gemeint, er solle schon einen Zielsprint einlegen, es hat mich einige Muehe gekostet, ihn vom Gegenteil zu ueberzeugen. Mit dem Puls hat es ein wenig laenger gedauert als daheim, die Luftfeuchtigkeit und die Waerme hier sind nicht zu unterschaetzen.
Ab der 2. Runde, 27,7km, musste man schon mit Stirnlampe reiten. Am Ende dieser Runde gab es ein heftiges Tropengewitter mit einem Blitzeinschlag, der sogar fuer einige Zeit die Computer der Zeitnehmung ausser Gefecht gesetzt hat. Man musste richtig durchs Wasser reiten. Aber dafuer hat Galib beim Vortraben im tiefen Wasser ganz toll seine Beine gehoben. Der Vet sagte: I am sorry, but you must continue. Also haben wir uns wieder in den Regen gestuerzt, die 3. Runde war gleich der 1., nur in umgekehrter Richtung zu reiten. Beim Crewpoint fand ich meine Crew nicht, es war so finster, dass wir uns offenbar verfehlt haben. Aber die internationalen Kontakte, die wir schon im Vorfeld geknuepft haben, haben sich bewaehrt, wir wurden einfach von den Betreuern von Costa Rica versorgt. Nach einem herzlichen "Muchas gracias" konnten wir uns erfrischt wieder auf den Weg machen.
Gluecklicherweise hat der Regen bald aufgehoert und der Boden allmaehlich das Wasser aufgenommen, sodass es gar nicht so schlecht zu reiten war. Ein tolles Erlebnis war dieser Ritt in der Tropennacht schon: Fledermaeuse, die um den Kopf flattern, Voegel, die wir aus dem Schlaf aufschrecken, in der Frueh einige Affen, die sich die verrueckten Menschen anschauen. Meine Crew hatte immer grosse Muehe, den jeweils einzigen Crewpoint pro Runde zu erreichen, weil sich de Verkehr wahnsinnig gestaut hat. Aber Steffi hat das ganz rallyemaessig geschafft, wobei sie sicher saemtliche Verkehrsregeln der Welt missachtet hat. Allerdings hat die Polizei dies ausnahmsweise toleriert.
Mit der 4. Runde, 27,7km, wurde es langsam muehsamer, ich hatte mehr Probleme als mein Pferd, weil ich wieder einmal mit Magen oder Zwerchfell zu kaempfen hatte. Dafuer haben wir einen Groom dazugewonnen, Oscar Delgado aus Costa Rica war ausgefallen und hat sich meinem Team angeschlossen, meinen schweren Sattel geschleppt und Eiswasser herangekarrt. Ab jetzt wurden die Runden immer kuerzer. Die 5. Runde, 22,1km, war die einzige mit etwas Steigung, dort ritten wir eine Zeit lang mit einem Kanadier ("Hello, I am Bob and we need company"). Zum Ende dieser Runde wurde es wieder Tag. Vorteil: Wir konnten sehen, wohin wir reiten. Nachteil: Es wurde schoen langsam heiss.
Wie ich die 6. Runde (15km) und die 7. Runde (10km) ueberlebt habe, weiss ich nicht mehr so genau. Ohne den Sessel auf dem Groomplatz waere ich vermutlich nicht mehr auf mein Pferd gekommen. Jedenfalls hat mir Daniela vor der letzten Runde noch eingeschaerft, dass es mit der Zeit knapp werden koennte, ich solle ordentlich Gas geben. War nicht so einfach, eine Ungarin neben mir hat staendig nur mehr gestoehnt: Oh, so hot, I can not more. Als sich dann auch noch ein Slowake zu uns gesellt hat, der dasselbe in deutscher Sprache von sich gegeben hat, habe ich festgestellt: Na, schoen schaut die altoesterreichische Monarchie nicht mehr aus.
Jedenfalls haben wir es geschafft, den Ritt noch in der Zeit zu beenden. Und nach der Endkontrolle stand es fest: Galib und ich haben das erste Mal eine WM zu Ende reiten koennen. Mein Dank gilt, natuerlich nach dem fuer mein Pferd, in erster Linie meinem tollen Betreuerteam, ohne das diese Leistung niemals moeglich gewesen waere. Zum Schluss hat uns Costa Rica noch in den grossen schwarzen Wassertonnen versenkt, die eigentlich fuer die Pferde gedacht waren. (Ich habe dort gleich meine Socken gewaschen.)
Den Rest des Tages
haben wir mit Pferdepflege, Schlafen, Essen und viel Plaudern verbracht. Bei
der Siegerehrung zeigte es sich, dass es nicht unbedingt ein Nachteil war,
als letzte in die Wertung zu kommen, denn Galib und ich durften als erste
einreiten und uns dem Koenig praesentieren. Immerhin sind wir von 127 Reitern
aus aller Welt 48. geworden. Was noch folgt? Zahllose Gratulationen, Leiberltauschen,
eine Einladung nach Neuseeland und ein Galadinner.
Galib geht es, dank Isas Betreuung, wirklich gut, heute werden wir versuchen,
gemeinsam im Meer zu baden. Ich danke allen fuer Daumenhalten und Glueckwuensche
und werde alle Eure Mails beantworten. Nur ist hier im Raum die Klimaanlage
so kalt eingestellt, dass mir jetzt bald die Finger an der Tastatur anfrieren
- und das in Malaysien!
Liebe Gruesse an Euch alle Susanne"
Unter diesem Link gibt es in der 3. Reihe ganz rechts ein Foto von Susanne beim Start!
Mail
15.11.
"Leider konnte ich aus Malaysien nicht
mehr schreiben, weil am Tag nach der Siegerehrung alle Computer abmontiert
wurden. Man hatte Angst, sie könnten geklaut werden. Zumindest sagte
man uns das.
Was inzwischen passiert ist? Wir haben uns zu Fuß auf den Weg zum Meer
gemacht und Galib hat darin ein richtiges Bad genommen. Dieses Vergnügen
wollte ich ihm noch gönnen.
Am 12. um dreiviertel vier in der Früh wurde zuerst das Gepäck der
Pferde abgeholt, danach kamen die Pferdetransporter. Galib hatte die (zweifelhafte)
Ehre, als Erster in einen total finsteren LKW einzusteigen, und er hat das
mit Bravour gemacht. Danach haben Steffi und ich auch unsere Sachen gepackt
und die Zeit bis zu unserer Abfahrt damit zugebracht, uns von neu gewonnenen
Freunden zu verabschieden und dem Monsunregen zuzuschauen, der wieder einmal
alles ziemlich unter Wasser gesetzt hat. Flug nach Kuala Lumpur, von dort
nach Amsterdam - alles kein Problem. Und weil in Amsterdam zwar unser Pferd
da war, die Pferdekisten aber noch nicht, gab es noch einen Spaziergang für
Galib in einem schönen Park. An diesem Tag fuhren wir noch bis in die
Gegend von Frankfurt, übernachteten in demselben Reitstall wie auf der
Hinfahrt. Heute war noch der größere Rest der Strecke übrig,
aber alles ist ohne Probleme abgelaufen. Wir sind wieder da - nur ist es hier
schrecklich kalt!
Vielen Dank, meine lieben Daumenhalter, daß Ihr mich auf meiner Expedition
Malaysien begleitet habt! Ich habe gesehen, daß sehr viele Mails von
Euch in meinem Posteingang sind. Ich werde sie alle an diesem Wochenende beantworten
- zwischen dem Auspacken grauslicher Pferdekisten und dem Wäschewaschen
wird das eine sehr erfreuliche Tätigkeit sein.
Liebe Grüße Susanne"
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