World Masters Ride
Kreuth CEI** 120 km
aus der Sicht eines königlichen Russen
(zu Papier gebracht von Marguerita Wagner)
Die Woche vor diesem Rennen war sehr lustig, denn Frauchen
war nicht da. So konnte sie mir nicht auf die Nerven gehen wie sonst. Da ich
versprochen hatte, brav zu sein, ging ich auch anstandslos in den Hänger,
was Frauchen schon mal freute. Leider verpaßte sie dann in München
die Abzweigung und fuhr Richtung Nürnberg (das ist schon ein Problem mit
ihr!), aber gottlob gibt es Handys, so kamen wir dann doch in Kreuth an.
Es waren schon viele Pferde da, und ich bekam gleich Rennlaune. Frauchen ging
mit mir ein Stück ausreiten, und ich war so übermütig, daß
ich locker auch die Militaryhindernisse genommen hätte, die da standen
(aber sie ließ mich nicht, die Schwitzerin). Inzwischen war auch Tarasan
angekommen, der ist ja jetzt ein richtiger Streber, und ich flüsterte ihm
in der Nacht russisch ein paar Gemeinheiten rüber. Er tut nämlich
immer so, als könne er keinen flotten Schritt machen, und dann zieht er
mir erst davon. In der Früh waren auf einmal Jana und Frank da. Die zwei
hab ich echt gern, die groomen mich immer so gut und haben auch mein Frauchen
im Griff, außerdem haben sie so sexy Kabardinerstuten daheim.
Bei der Voruntersuchung traf ich wieder den netten großen Tierarzt, der
auch voriges Jahr in Trendelburg war. Den mag ich, der bringt Frauchen zum Lachen.
Tarasan, der Angeber, hatte seine "Best Condition"-Decke drauf, drum
legte mir Frauchen auch eine Decke an, auf der stand sowas wie "World´s
most preferred" - ich glaub, das heißt ich bin das bevorzugteste
Pferd der Welt. Ich bekam noch viel Futter, und Frauchen rupfte sogar Gras für
mich. Lang hat's gebraucht, aber ich glaub, jetzt weiß sie endlich, was
ich mag.
Beim Start zwang mich Frauchen ganz nach hinten. Das macht sie immer, nervt
zwar, aber nutzt eh nix. Ich bemühte mich, brav zu sein. Das Wetter war
super, kühl und trotzdem schön. Ich fühlte mich sauwohl. Wir
trafen einen deutschen Reiter, der nach Frauchens Meinung das richtige Tempo
ging, und zu zweit war's noch lustiger. Der Deutsche hatte gar keine Grooms.
Da war ich aber froh, daß Jana und Frank dort waren!!
Im ersten Vetgate trafen wir dann noch ein paar andere Leute, die auch nach
Kabardinern rochen und mich mitbetreuten, das wurde ja immer besser! Beim Mittags-Vet
Gate sagte die Tierärztin "48 - unglaublich" und nach dem Ridgway
nochmals "48 - unglaublich". Na, wie soll ich denn mehr Puls haben,
wenn mich Frauchen nicht schneller gehen läst!!!
Wir liefen noch immer zu zweit und trafen einen exotisch aussehenden Deutschen
(ich glaub, er heißt Franz Seoul *g*), der gab uns auch Wasser. Die sind
wirklich alle supernett!!! Beim nächsten Gate machte mir irgendwer die
Gamasche zu fest rauf, das drückte sehr, aber ich bemühte mich, nix
zu zeigen, weil ich ein harter Russe bin. Frauchen bemerkte das aber gleich
und richtete es. Ich muß zugeben, manchmal ist es nicht schlecht, daß
sie so hysterisch ist und auf jeden schiefen Blick von mir gleich reagiert.
Jana und Frank gaben mir auch unterwegs immer alles, was ich brauchte, und auch
die Karin und der Tobias hatten Leckerli für mich. Das war gut, denn Frauchen
hatte ihre in Jerez vergessen (an dieser Stelle ist eine Verwarnung angebracht).
Das deutsche Pferd hatten wir jetzt hinter uns gelassen, ich wollte schneller
laufen, aber Frauchen ließ mich nur langsam gehen.
Klar, in Predazzo waren wir ausgefallen, aber da war doch das blöde Eisen
schuld und nicht ich. Man muß deshalb ja nicht gleich die Panik kriegen,
ist ja ein Rennen und kein Trauermarsch. Aber gutmütig wie ich bin, ging
ich halt Schritt und mußte erdulden, daß mich das hintere Pferd
auch noch überholte. Dafür ließ ich mir einen Zielgalopp nicht
nehmen, damit alle sehen konnten, wie fit ich bin. Frauchen war überglücklich
und lobte mich überschwänglich. Zur Belohnung kochte sie mir so ein
Futter, wie Tarasan es bekommt - mmmmh, lecker.
Bei der Siegerehrung durfte ich mich dann endlich präsentieren, so auf
wilder Kabardiner, der sich keine Schleifen raufmachen lässt. Ein bißchen
Show macht Spaß! Ich mußte auch viel früher raus als der Tarasan,
der kam erst als viertletzter dran *g*. Alles in allem bin ich sehr zufrieden
mit mir und diesem Rennen, Frauchen hat versprochen, beim nächsten Rennen
darf ich schneller laufen. Na, da bin ich aber gespannt!