World Masters Ritt
Kreuth CEI** 120 km
(webmaster's report)
Der einzige World Masters Ritt in Deutschland fand am 21.09.2002
in Kreuth/Oberpfalz statt. Einige Österreicher planten, dort zu reiten.
Nach reiterbedingten Ausfällen waren es dann nur drei, Siegfried Schatz
aus Kärnten mit NIMROD (80 km), Manuela Neumayr mit TARASAN und Marguerita
Wagner mit ROYAL RUSSIAN MUNGO (beide 120 km). Ich selbst fuhr als Groom von
Manu nach Kreuth.
Donnerstag war für die meisten Reisetag. Marguerita hatte schon, bevor
sie nach Spanien flog, einen Hänger vollgepackt, sie kam von der WM heim,
ging schlafen und fuhr am nächsten Morgen zeitig alleine los nach Kreuth,
wo sie nach 9 Stunden ankam. Manu fuhr Donnerstag Mittag los, nahm unterwegs
Rita Völkl auf (die ebenfalls erst am Vorabend von Jerez zurückgekommen
war).
So trafen wir alle im Laufe des Donnerstags in Kreuth ein, wo im Distanzlager
noch nicht allzuviel los war, im übrigen Areal - der Matheshof ist eine
riesige Anlage mit Platz für ca. 500 Pferde, mehrere Hallen, Außenplätze,
etc. - noch gar nichts. Das große Araberturnier startete zwar auch am
Samstag, die Teilnehmer kamen aber erst Freitag im Laufe des Tages. Wir richteten
uns unsere Schlafplätze ein, teils in einer leeren Box, teils im Hänger
oder im Auto.
Der nächste Morgen hatte eine unangenehme Überraschung für uns:
es regnete, teilweise heftig! Das konnte ja was werden. Am Vormittag stand nur
der Besuch der Meldestelle am Programm bzw. anschließend das Abfahren
der Strecke, das Rita und ich gemeinsam mit Manus Auto absolvierten. Fazit:
gut zum Groomen, zwar großteils schmale Sträßchen, aber kurze
Fahrstrecken, weil man nicht allzu oft an die Strecke herankam.
Die Streckenkarten - jeder Reiter erhielt zwei Stück in Farbe - gaben auch
die Fahrstrecken und empfohlene Punkte an, man durfte aber auch andere anfahren,
solange man nicht auf der Strecke fuhr (außer wo dies erlaubt war). Inzwischen
hatte Petrus doch ein Einsehen und der Regen hörte auf, nachmittag kam
sogar die Sonne heraus, was allerdings dazu führte, daß es sofort
sehr "dampfig" wurde. Am Nachmittag begann die Voruntersuchung incl.
Vortraben und anschließendem Markieren der Pferde (Startnummer). Alle
österreichischen Pferde passierten diese ohne Beanstandungen. Es gab nur
ein deutsches Pferd, das nicht starten durfte.
Pünktlich um 20 Uhr begann die Vorbesprechung "indoor". Ahmed
Al Samarraie und Juliette Mallison erklärten Strecke, Pulsgrenzen, Pausenzeiten,
usw. und standen auch für Fragen bzw. Übersetzung für die nicht
deutschsprachigen Ausländer gerne bereit. Es waren Teilnehmer aus Deutschland,
Österreich, der Schweiz, Belgien, Polen und Tschechien angereist. Anschließend
kehrte relativ bald Ruhe im Lager ein, hieß es doch zeitig aufstehen am
nächsten Morgen - 6.30 Start für den World Masters Ritt, 7.00 für
die Deutsche Jugendmeisterschaft, auch über 120 km, und danach die anderen
Ritte, 80 km, 62 und 39 km (national, nur für Araber).
Samstag morgen, es dämmerte bereits, als sich 25 ReiterInnen auf den langen
Weg machten. Zunächst waren 25 km bis zum Außengate in Waldhaus zu
absolvieren, anschließend eine 20 km-Runde und wieder Gate in Waldhaus.
Nach weiteren 15 km langte man wieder beim Start in Kreuth ein, wo die Pause
40 Min. betrug, die restlichen waren alle 30 Min. Und das ganze nocheinmal,
damit es 120 km wurden.
Manu Neumayr hielt sich irgendwo im Mittelfeld auf, ging ein sehr gleichmäßiges
Tempo, Marguerita wie gewohnt zunächst eher weiter hinten. Unter den Führenden
befanden sich so Prominente wie Melanie Arnold mit NADIRA oder Belinda Hitzler
mit SHARIA. Sie hatte als einzige zwei Pferde für die WM qualifiziert,
hatte EXPERIMENT eingesetzt, war danach heimgeflogen, verlud ihr 2. Pferd, um
hier zu reiten. Dies wurde auch vom Veranstalter besonders erwähnt und
bedankt. Auch zwei starke Schweizer ritten vorne mit, Annina Wanner mit SUEZ
und Urs Wenger mit Zialka.
Manu's TARASAN ist ein kleines Gatewunder, er benötigt außer Absatteln
und Saufenlassen (jawohl!) keine weitere Pflege in den Gates, kann fast unmittelbar
zum Tierarzt gehen. Der Weg von der Arrival-Time bis zum Vetcheck war in Waldhaus
relativ weit, dafür aber auf der großen Wiese dazwischen genug Platz
zum Groomen des Pferdes. Es gab dort auch Wasser, leider nicht allzuviel, denn
im 4. Gate war es alle! Auch die Vortrabstrecke war nicht gerade optimal, eine
bucklige, löchrige Wiese. Aber das alles berührte TARASAN nicht weiter.
Auch der 2. Check in Waldhaus verlief wie der erste routiniert mit den üblichen
Verrichtungen in einer Pause, die immer viel zu schnell vergeht. Zurück
am Matheshof war die halbe Strecke schon geschafft. Das Wetter zeigte sich fast
durchweg von einer idealen Seite: bewölkt, kühl, aber nicht zu kalt.
Nur zwischendurch kam kurz die Sonne (und "stach"), dann wieder Wolken,
kühler, und den ganzen Tag trocken.
Nach Auskunft von Marguerita's Grooms, Jana und Frank und noch zwei "Kabardinerfreunde",
ging es ihr und MUNGO gut, vor allem ihm, ihr aufgrund der Anstrengungen der
vergangenen Tage weniger, aber sie ist hart im Nehmen.
Weiter gings, zum 2. Mal auf die Runde, ohne Streß und ohne Schnellfahren.
Einige taten's trotzdem, wohl aus reiner Routine, dafür hatte man dann
an den Punkten lange Zeit zum Tratschen. Wir hatten eigentlich keine Ahnung,
wo Manu lag, ganz im Vorderfeld nicht, aber auch nicht weit hinten - interessierte
uns zunächst auch nicht sonderlich. Erst im 4. Gate begann ich ein bißchen
zu schauen. Im 5. wußte ich dann, sie lag an 6. Stelle - gar nicht so
schlecht! Die Zeit paßte auch, sie hatte vor, deutlich unter 8 Std. zu
reiten, sollte sich gut ausgehen, wenn nichts passierte.
Auf der letzten Etappe konnte sie noch einen Reiter überholen, beim vorletzten
Groompunkt war die nächste knapp vor ihr, beim Weiterfahren sahen wir,
daß sie Barbara Ackermann bereits erreicht hatte. Die nächste vor
ihnen war Belinda Hitzler. Die war zu weit weg, nicht zu erreichen - dachten
wir! Eine Weile warteten wir im Zieleinlauf - gleichzeitig übrigens fieberten
die Betreuer den ersten drei der Jugend-DM entgegen! Plötzlich tauchten
drei Pferde auf - wer war es? Doch - Manu, Barbara und Belinda! Manu zunächst
hinten, aber da zog TARASAN an, schob sich an den beiden anderen vorbei und
ließ sie zeitgerecht hinter sich! War das spannend!
Belinda war verständlicherweise nicht sehr erbaut darüber, daß
sie von der Österreicherin geschlagen worden war, aber TARASAN hatte nun
einmal mehr Luft gehabt! Auch die Nachuntersuchung brachte bis auf eine minimale
Empfindlichkeit im Rücken des braunen VA-Wallachs keinerlei Beanstandung.
Letztere veranlasste jedoch Manu, ihr Pferd am nächsten Morgen nicht zur
Vergabe des Best Condition Preises vorzustellen (was sie ruhig hätte tun
können, die Pferde sahen alle nicht wirklich toll aus). Den Preis bekam
dann der 7.platzierte, Frank Sauerbrey's EL ENCANTADOR.
Gewonnen hat den Ritt Melanie Arnold mit NADIRA, die in einem fulminanten Finish
Annina Wanner abfangen konnte, in 7:13 Std. Dritter wurde Urs Wenger mit ZIALKA.
Manu's Zeit: 7:27 Std. Marguerita beendete den Ritt als 19. - und war sehr zufrieden
mit ihrem schwarzen "Old Iron" (so von ihr selbst im Gästebuch
der Homepage bezeichnet). Wieder mal konnte sie ohne Druck und Streß von
außen reiten, was beiden sichtlich gut tat.
Die Jugendmeisterschaft gewann Aylissa Zwickl mit BRENTA vor der Vorjahressiegerin
Andrea Ladenthin mit ANGELIKA und Michaela Pressler mit TAURHYN. Bei den Jugendlichen
hatte es auch eine Teamwertung gegeben, die von den beiden ersten und Josefin
Doderer - dem "JAA-Team" - gewonnen wurde.
Der internationale 80 km-Bewerb hatte 12 Starter, es gewann Ute Scharz mit NINJA
in 5:04:39. Im nationalen 82 km-Bewerb waren drei Reiter am Start, darunter
der Österreicher Sigi Schatz, dessen NIMROD aber schon im ersten Gate lahmte.
Es kam nur eine Reiterin ins Ziel, Annika Gärtner mit SPARKFIRE, in 5:13:55.
Erst nach 12 Uhr begann am Sonntag in der Reithalle die Siegerehrung, die doch
recht stimmungsvoll abgehalten wurde. Hier durften die Grooms, soweit sie wollten,
mit ihrem Reiter mitgehen. Schon der Einzug der Reiter - von drei Bewerben insgesamt
über 40 Pferde - zum Intro aus "Also sprach Zarathustra"... eindrucksvoll!
Der angeblich "reich gedeckte Gabentisch" verdiente dieses Prädikat
zwar nicht, aber ansonsten war es ein schöner Abschluß dieser Veranstaltung,
mit der deutschen Hymne für die Siegerin der Jugendmeisterschaft.
Müde, aber durchaus zufrieden machten wir uns wieder auf die Heimreise,
dachten dabei schon ans nächste Jahr - vielleicht wieder Kreuth?
P.S. oder doch nicht? Erst zuhause bemerkte Manu Neumayr, daß an ihrer
Checkkarte manipuliert worden war, wodurch sich zwar nichts an der Reitzeit
und der Platzierung änderte, was aber im letzten Gate eine Gatezeit von
9 Min. statt 2 Min. ergeben hätte - schlechte Chancen für Best Condition.
Sollte doch bei einem Masters-Ritt nicht passieren. Doppelt peinlich, da Manu
ja zur Präsentation nicht mehr hinging... Außerdem war die Ergebnisliste
mit etlichen Fehlern gespickt, so z.B. die Reitzeiten durchweg um 1 Std. zu
lang. Die Reaktion des Veranstalters (per Mail) war nicht gerade kooperativ.
Auch die Preise vor Ort waren relativ geschmalzen. 90 Euro für die Box,
allerdings ein sehr schöner neuer Turnierstall mit großen Boxen,
Futtertrog und Tränker, Vordach und ordentliches Licht, dafür mußte
man den zusätzlichen Paddock extra mit 20 Euro zahlen. Eintritt ins Gelände
des Matheshofes war für Reiter und einen Groom frei, die anderen mußten
7 Euro zahlen. Und das beste: fürs Schlafen in Zelt, Hänger oder Auto
wurden 20 Euro verlangt! (Aber keineswegs von allen bezahlt). Aber was soll's
- schön war's trotzdem.