Jugend-WM
Distanzreiten Pratoni del Vivaro 27.09. 2003
Nachwuchsarbeit zeigt ersten Erfolg!
Ein Bericht von Ing. Harald Grinschgl
Nachdem sich in diesem Jahr leider kein Reiter für die Europameisterschaft
in Punchestown qualifizieren konnte, haben sich alle Aktivitäten auf die
Jugend - WM in Italien konzentriert.
Ziel war es, eine komplette Mannschaft an den Start zu bringen. Bereits im Frühjahr
begann die Planung der Saison für die Jugendreiter. Leider gab es pferdebedingt
einige Ausfälle von sehr vielversprechenden Reiter-Pferdepaaren, doch konnten
wir schussendlich am Jugendcamp im August 2003 sechs Reiter selektieren.
Es wurde dort unter der Leitung von Gabi Juritz sehr viel gemeinsam trainiert
und unternommen. Ziel war es, eine möglichst homogene Mannschaft für
die WM zu formen. Die Überwachung des Trainings der Pferde wurde von Dr.
Wolfgang Rumpf übernommen. Einigen jungen Reitern wurden erfahrene Pferde
zur Verfügung gestellt, noch mal ein herzliches Dankeschön im Namen
der Reiter an die Pferdebesitzer für diese nicht alltägliche Hilfsbereitschaft.
Kurz vor der Abreise nach Italien musste sich dann unsere sechste Reiterin einer
Blinddarmoperation unterziehen, da waren´s nur noch fünf!
Am Montag den 22.9. ging es dann mit einem Sammeltransport Richtung Italien
los, alle fünf Pferde, begleitet von unserer Tierärztin Mag. Karin
Gsöls, haben den Transport sehr gut überstanden. Gegen 23 Uhr haben
wir die Anlage der italienischen FN in Pratoni erreicht und die Pferde eingecheckt.
Die Besichtigung der Strecke zu Pferd am nächsten Tag war ernüchternd,
schwieriger Start, unebenes Geläuf, viele bergauf-bergab Passagen. Jetzt
war allen klar, warum der Vorbereitungsritt abgebrochen werden musste. Eigentlich
eine sehr schwere Strecke für eine Jugendveranstaltung.
Die Tage bis zur Eröffnungsparade und Vorkontrolle wurden mit dem Besichtigen
der Strecke und den Vorbereitungen der Betreuer verbracht. Vor allem der Start
wurde genauestens besichtigt, da hier durch die große Anzahl der Reiter
und die steile Startpassage Probleme zu erwarten waren.
Alle Pferde und Reiter waren in guter Verfassung. Der Veranstalter war sehr
bemüht, die Organisation war fast perfekt und auch von offizieller Seite
war man bemüht, Gefahrenmomente auf der Strecke so weit es geht, zu entschärfen.
Nach der Vorkontrolle, die für alle unsere Pferde erwartungsgemäß
positiv verlief, kam dann doch noch einige Spannung auf, da nun entschieden
werden musste, wer als Einzelreiter in das Rennen geht und welche vier Reiter
die Mannschaft bilden.
Nach den Erfahrungen vor Ort und den Beobachtungen unserer Tierärztin sowie
langen Telefonaten mit Dr.Rumpf, der zu Hause mitfieberte wurde folgende Aufstellung
entschieden:
Einzelreiter: | Teresa Gumhalter | POJAR |
Mannschaft: | Carina Kazianka | SCHEDAN |
Roman Moser | MONTEVIDEO | |
Stefan Juritz | SANCHO | |
Christian Juritz | SHAGYA 888 IBN LUMBUSH |
Taktisch wurde festgelegt, dass alle Reiter möglichst gemeinsam reiten
sollen, die Pferde waren an gemeinsames Gehen gewöhnt und auch die Betreuer
konnten so besser arbeiten. Diese Entscheidung wurde von allen Reitern positiv
aufgenommen und auch am Ritt sehr gut umgesetzt.
Der Start im Morgengrauen des 27.9. war für die Reiter und Pferdebesitzer
eine große Nervenprobe, hier zeigte sich der Vorteil einer genauen Besichtigung.
Viele Reiter hatten Probleme auf der steilen Strecke. Wir hatten entschieden,
bis zum Moment des Starts im Vorbereitungsbereich zu verbleiben und den ersten
Tumult abzuwarten.
Dieses Konzept ging voll auf und unsere Reiter hatten die Möglichkeit,
die ersten 30 km ruhig und gemeinsam zu gehen. Auch die ersten Meldungen unserer
Betreuer auf der Strecke waren durchwegs positiv. Alle Anweisungen wurden genau
befolgt und unsere Reiter kamen gemeinsam mit etwas mehr als 12 km/h in die
erste Kontrolle. Die Spitzengruppe ritt ca. 16-18 km/h, hier war aber abzusehen,
dass der Ritt für einige ein frühes Ende nehmen würde.
Alle österreichischen Pferde passierten anstandslos die erste Tierarztkontrolle,
die erste Spannung lies nach und alle Reiter und Betreuer waren erleichtert.
In der Mannschaftswertung lagen wir nach dem ersten Gate in Summe genau eine
Stunde hinter dem führenden Team aus Uruguay auf Platz 12 von 14, noch
vor England und Irland.
Auch die folgende Runde wurde gemeinsam geritten. Wieder mit gutem Tempo von
etwa 13 km/h auf der doch sehr bergigen zweiten Runde. Die zweite Kontrolle
passierten alle Pferde wieder gemeinsam ohne Probleme. In der Teamwertung hatten
wir uns um einen Platz verbessert, Team Uruguay, als Führende nach der
ersten Runde nun auf dem letzten Platz!
Speed kills
.
Die nun folgende dritte Schleife war ident mit der ersten, bergig und schlechtes
Geläuf. Hier hatten die Reiter einen Tiefpunkt zu überwinden, das
Tempo fiel auf 11 km/h. Hier waren die Grooms gefordert, Motivation ist Alles!
Im letzten Gate kam leider das Aus für MONTEVIDEO und Roman Moser! MONTEVIDEO
hatte leichte metabolische Probleme und wurde von den Veterinären im Recheck
nach der Zwangspause eliminiert. Alle anderen Pferde hatten keine Probleme,
die Kontrolle zu passieren.
Trotz des Ausscheidens von MONTEVIDEO und dem Mitleid für Roman kam leichte
Euphorie im Team auf! Wann hatte Österreich schon 4 Reiter in einem Championat
auf der letzten Runde gehabt?
Auch die letzen 30 km werden gemeinsam zu schaffen sein. In der Teamwertung
lagen wir nun schon auf dem 9. Platz!
Mit durchschnittlich 12 km/h wurde die letzte Runde beendet, im Ziel schon von
allen Betreuern erwartet, erreichten unsere vier gemeinsam das Ziel. Jetzt nur
keine Fehler mehr machen! Die Pferde sahen alle gut aus, die Endkontrolle verlief
ohne Beanstandungen!
Vier österreichische Reiter im Ziel einer Weltmeisterschaft bei einer allgemeinen
Ausfallsquote von fast 50%! Das es der bisher größte Teamerfolg für
Österreich war wurde uns erst langsam klar
Auch die Kontrolle der Pferde 2 Stunden nach dem Zieleinlauf wurde von allen
Pferden bestanden. Auch MONTEVIDEO war wieder fit und in seiner Box.
Nach einer etwas anstrengenden Nacht, in der sich alle immer wieder um ihre
Pferde kümmerten, wurde die Siegerehrung auf Grund des Regens und des allgemeinen
Stromausfalls in Italien in die Halle verlegt.
So gut es ohne Strom ging, wurde die Siegerehrung durchgeführt. Gleichzeitig
bereiteten wir unsere Abreise vor. Denn ohne Strom gibt es auch keine Tankstelle!
Nach einigen Telefonaten mit Österreich wurde beschlossen schon am Abend
abzureisen. Die Zelte wurden im Regen abgebaut und die gesamte Ausrüstung
auf die Fahrzeuge verteilt. Gegen 19 Uhr wurden die Pferde verladen und die
Rückreise konnte beginnen, auch Strom war schon wieder verfügbar.
Ohne weitere Probleme erreichten wir am Montag gegen Mittag den heimatlichen
Stall.
Der Teamgeist und der Zusammenhalt des österreichischen Teams ist erwähnenswert
! Jeder half jedem, alle wollten das Ziel erreichen. Auch Jugendreiter, die
nicht teilnehmen konnten, halfen vor Ort tatkräftig mit! Das Betreuerteam
des ausgeschiedenen Pferdes war bis zum Schluss auf der Strecke, um zu helfen,
wo es notwendig war. Nur so können wir in Zukunft internationale Erfolge
erreichen. Dieses Jugendteam kann sich sehen lassen!
Wir haben zwar in der Einzelwertung fast 3 Stunden auf den spanischen Weltmeister
verloren, doch um zu gewinnen, muss man erst einmal im Ziel ankommen.
Abgesehen von unserem Erfolg bei dieser Veranstaltung muss man die Organisation
und die Offiziellen dieses Turniers lobend erwähnen. Ich habe selten eine
so reibungslose und durchdachte Abwicklung eines Championats erlebt. Man war
immer bemüht, allen die Teilnahme so angenehm wie nur möglich zu machen.
Dass in ganz Italien der Strom ausfällt, war nicht vorherzusehen