CEI**
80 km Göttingen / Deutschland
Bericht von
ROYAL RUSSIAN MUNGO
Man ist nie zu alt, um ein Kabardiner zu sein
Eigentlich war ich heuer ja schon ein bißchen sauer, denn alles hat sich nur um die Nervensäge Kalacsnyikov gedreht. Frauchen weinte sich sogar manchmal bei mir aus und ich konnte ihr nur vorzeigen, wie ICH mich bei dem Lümmel behaupte, aber sie ist da manchmal ein bisserl schwach. Drum verstand ich eigentlich nicht, warum sie trotzdem mit ihm alle Rennen bestritt und machte mir schon Sorgen. Frauchen hatte mir doch versprochen, daß ich auch noch mal starten dürfte. Erst Ende August bemerkte ich dann, daß sie mit mir vermehrt trainierte und oft den Puls nahm und da war klar: Wir fahren Turnier. Heissa.
Ich fühlte mich gleich noch jünger, als ich ohnehin bin, galoppierte fast in den Hänger und nach gar nicht langer Fahrt kamen wir in Göttingen an - da war ich doch schon mal!! Frauchen sprach am Abend vor dem Ritt nochmal mit mir und bat mich, beim Start brav zu sein, wir müßten doch ein bisserl einteilen, weil ich nicht mehr so jung sei. Sie hat wirklich keine Ahnung - als sie selber 18 war, ist sie nicht halb so schnell gerannt wie ich!!!
Aber ich bin ja gutmütig und darum bemühte ich mich wirklich, nicht zu sehr am Gebiß zu reißen, obwohl ich meine Rennlaune kaum zügeln konnte. Das erste Vetgate kam so schnell, ich hatte gleich Ruhepuls und die nette junge Tierärztin untersuchte mich. Frauchen war stolz über meine Werte, aber nach 15 km kann ich ja doch wirklich noch nicht ernsthaft müde sein, das ist ja lachhaft.
Beim zweiten Abschnitt hätte sich Frauchen wiedermal fast verritten, aber da war gottlob eine Frau, die ich schon oft bei Rennen gesehen habe, irgendwie mit Juli heißt sie oder so, die schickte uns in die richtige Richtung. Ich konnte noch nicht genau abschätzen, wo wir gehen mußten, sonst hätt ich es gleich alleine gemacht (was glaubt ihr, wie oft ich Frauchen heimführen muß .seufz).
Im nächsten Gate gab es gottlob Gras, ich war schon recht hungrig. Dort war ein englischer, sehr vornehmer Tierarzt, der mich "good boy"nannte (das klang gut) und mich bewunderte (das war noch besser). Frauchen glänzte vor Stolz (dabei war ja ICH und nicht sie gemeint). Von hier aus gingen wir die Strecke zurück und nun legte ich etwas zu, ich wußte ja wo es langgeht.
Anfangs ließ mich Frauchen rennen, dann bekam sie wieder ihre übliche Angst, ich könnte mich überanstrengen und bremste mich (sie kapierts einfach nie). Aber sie lobte mich viel und das versöhnte mich, ich mag das. Außerdem ließ sie mich machen, wie ich wollte, fressen, laufen (halt nicht zu schnell) und auch manchmal ein Stück galoppieren. Das war sehr klug von ihr und zeigte mir, daß meine Erziehung in den letzten 10 Jahren bei ihr doch was genützt hat.
Im nächsten Vetgate wurde ich zweimal untersucht, Recheck nennen die das, verstehe ich eigentlich nicht, man sieht doch von weitem an meiner Schönheit, daß ich fit bin. Frauchen ließ mich nun noch flotter gehen und erzählte mir, wir seien gleich daheim - das kam mir komisch vor, soweit ich mich erinnere, sind Rennen doch viel länger. Drum glaubte ich ihr nicht ganz, vielleicht war sie ja schon im Delirium.
Aber plötzlich war das Ziel da und Frauchen jubelte und ließ mich flott reintraben (wenn sie sowas macht und nicht absteigt und Schritt geht, weiß ich, es ist kein Vetgate, sondern das Ziel). Auch gut, ich war ohnehin hungrig.
Bei der Nachkontrolle fiel mir Frauchen wie immer um den Hals (würg) und alle lobten mich noch mehr, als ich es gewöhnt bin. Was die mit meinem Alter hatten, versteh ich nicht. Meine Vorfahren in Russland rennen, bis sie 30 sind (so wurde mir erzählt) und meine Mama war bereits 19 Jahre alt, als ich auf die Welt kam. Wir sind schon ein zähes Volk.
Bei der Siegerehrung am nächsten Morgen zog
ich meine übliche Show ab (wilder Kabardiner läßt sich keine
Schleifen raufmachen usw.), damit wohl alles sahen, was für ein toller
Typ ich bin. So, Frauchen sagt, nachdem ich so toll bin, werd ich noch öfter
so kürzere Rennen gehen. Na das will ich wohl hoffen!!!!!