DAS VETERINARY GATE (VET GATE)


Tierarztkontrollen während eines Distanzrennens gemäß FEI-Reglement

Vorteile des Vet-Gates:

Weniger trainierte Pferde werden von besser konditionierten in den Vet-Gates getrennt, weil Pferde in guter Kondition kurz nach Ankunft die Tierarztkontrolle passieren werden. Weniger trainierte Pferde brauchen länger, um das Pulslimit zu erreichen. Sie werden daher später dem Veterinär vorgeführt und entsprechend später wieder starten.

Auf diese Weise werden weniger starke Pferde weniger überfordert und haben die größere Chance, das Distanzrennen in der Wertung zu beenden. Sie können nicht von besseren Pferden in der Gruppe bis zur Überforderung „gezogen“ werden.

Mit diesem System lernen die Reiter, den Ritt besser einzuteilen und überfordern die Pferde weniger, weil im Vet-Gate bei einer optimalen Reitweise und Pferdepflege Zeit gewonnen wird. Gute Reiter und Pferde erreichen damit einen Vorsprung.

Wie funktioniert ein Vet-Gate?

Ein Reiter kommt mit seinem Pferd zum Vet-Gate. Ein Zeitnehmer notiert diesen Zeitpunkt als Ankunftszeit (Arrival-Time). Der Reiter und seine Betreuer haben von jetzt an maximal 30 Minuten Zeit (Erholungszeit, kann auch auf 20 Min. verkürzt werden, dies muß bei der Vorbesprechung bekanntgegeben werden!), das Pferd zu pflegen. Die Reitzeit läuft aber weiter bis zu dem Zeitpunkt (In-Time), zu dem das Pferd dem Tierarzt vorgestellt wird. Dies muß innerhalb der Erholungszeit geschehen.

Der Puls des Pferdes darf zu diesem Zeitpunkt den Grenzpuls nicht überschreiten (meist 64, Wert kann auch niedriger sein, muß bei der Vorbesprechung bekanntgegeben werden!), sonst wird es zurückgewiesen. Zurückgewiesene Pferde können zu einem späteren Zeitpunkt (nach Ermessen des Reiters, aber innerhalb der Erholungszeit) dem Tierarzt ein zweites Mal vorgeführt werden. Sollte auch bei der 2. Kontrolle der Puls zu hoch sein, wird das Pferd eliminiert.

Die In-Time wird zu dem Zeitpunkt festgehalten, zu dem der Reiter (oder Groom) mit dem Pferd beim Zeitnehmer erscheint und "In-Time" meldet (ein Ruf vom Groomplatz aus wird nicht angenommen). Sie gilt erst dann als definitiv, wenn der Tierarzt den Pulswert bestätigt hat. Wird der Grenzpuls innerhalb der Erholungszeit nicht erreicht oder unterschritten, wird das Pferd eliminiert.

Grenzpuls und Erholungszeit können in der Ausschreibung oder bei extremen Wetterbedingungen auch beim Turnier durch Richter bzw. Tierärzte herabgesetzt werden (z.B. Puls 60 nach 20 min.).

Die Pause beginnt, wenn der Reiter sein Pferd beim Veterinär meldet und dieser das Pferd nicht wegen zu hohem Pulswert zurückstellt. Die Länge der Pause wird für jedes Vet-Gate im voraus festgelegt und in der Vorbesprechung bekanntgegeben. Die Pausenlänge beträgt mindestens 30 und höchstens 50 Minuten. Um die Abritt-Zeit (Out-Time) zu errechnen, wird die Pausenzeit zur In-Time dazugezählt.

Nach Ablauf der Pausenzeit startet der Reiter auf die nächste Etappe.

Nach dem Zieleinlauf gibt es kein Vet Gate mehr, sondern die Zeit stoppt mit dem Überreiten der Ziellinie. Nun hat der Reiter ebenfalls 30 Minuten Zeit, sein Pferd dem Tierarzt vorzustellen, es gilt der Grenzwert von Puls 64 (beide Werte können auch niedriger sein!). Zum gleichen Zeitpunkt werden auch alle anderen Untersuchungen incl. Vortraben durchgeführt. ACHTUNG: bei der Nachuntersuchung gibt es nur 1 Möglichkeit - paßt beim 1. Vorstellen der Puls nicht, ist das Pferd eliminiert!!

Heart Rate Recovery Index (HRRI, Puls-Erholungswert, früher Ridgway-Test):

Wird zur Kontrolle des konditionellen Zustandes eines Distanzpferdes bei Untersuchungen im Vet-Gate herangezogen.

Durchführung: der Puls des Pferdes wird gemessen. Unmittelbar danach wird das Pferd an der Hand ca. 40 m vom Tierarzt weg- und wieder auf diesen zugetrabt. Es wird eine volle Minute, vom Ende der ersten Messung an, abgewartet und dann erneut der Puls gemessen.

Liegt der zweite Wert unter dem ersten, so ist das Pferd gut beisammen. Ist er gleich, so erscheint es unter Umständen etwas ermüdet, aber noch nicht bedenklich. Liegt der Wert um 4 oder mehr Schläge über dem ersten Wert, so ist dies bereits ein Alarmsignal für beginnende oder bereits vorhandene Erschöpfung! Ein Wert von 8 oder mehr Schlägen über dem ersten Wert kann zum Ausschluß führen.

Re-Inspection:

Durchführung: ca. 10 min. vor dem Abritt wird das Pferd (gesattelt oder ungesattelt) nochmals den Tierärzten vorgestellt. Sollte das Pferd jetzt als nicht mehr ritt-tauglich befunden werden, kann es auch jetzt eliminiert werden. Die Re-Inspection kann individuell für ein bestimmtes Pferd in jedem Gate vom TA vorgeschrieben werden. Bei langen Ritten ist sie meist ab der Hälfte des Rittes in jedem Vet-Gate obligatorisch (wird bei der Vorbesprechung bekanntgegeben).

Vorteile: Ein Pferd, das bei der ersten Kontrolle nicht 100% ok erscheint, muß nicht sofort eliminiert werden. Der Tierarzt gibt ihm bzw. seinen Betreuern die Chance auf Erholung (auch durch besondere Betreuung) in der Pause. Stellt sich nach der Pause heraus, daß das Pferd wieder voll ok ist, kann es weitergehen - es wäre unnötig gewesen, es zu eliminieren. Stellt sich heraus, daß es nun gleich oder gar schlechter beisammen ist, dann war die Entscheidung richtig und ist nun eindeutiger.