EUROPAMEISTERSCHAFT 2001 - CASTIGLIONE DEL LAGO
Bericht von Marguerita Wagner



Ich hatte eigentlich vor, mit MASHID zu gehen, da dieser aber mit SANCHO ging, konnte ich das nicht (sonst hätte es womöglich geheißen, ich tu dem SANCHO was). So hab ich mich an Doris Frei (Schweiz) gewandt und angenommen, die reitet langsam wie immer mit ihrem 17jährigen SUNKEE. Leider ein Irrtum: Sie ist im Galopp losgeprescht und MUNGO mit ihr, er war unmöglich zu halten, und in seiner ganzen Karriere bei X-Championaten hat er sich noch nie so benommen.

Sobald ich ihn einigermaßen im Griff hatte, kam die nächste Gruppe und überholte, und das gleiche ging von vorn los. Ich wusste gleich, daß ich so nicht weit kommen würde, aber es war einfach nichts zu machen und war für mich auch nicht voraussehbar gewesen, da ich schon oft im Pulk bei Championaten geritten bin, so hat er sich aber noch nie aufgeführt. Die zweite Runde bremste ich so gut es ging, aber ich sah bereits sein Pulsproblem, weil er nicht pinkelte. Darum sagte ich gleich beim Eintreffen, daß ich aufhören würde, weil das mit dem Puls meiner Erfahrung nach ca. eine Stunde dauern konnte, bis er eben pinkelte.

Dr. Adlassnig untersuchte ihn auch und sagte, er sei eigentlich nicht so schlecht beisammen, aber da wir dieses Problem schon mal gehabt hatten, wäre es wohl wirklich besser, ich höre auf, vor allem weil die 12km/h so nicht mehr zu schaffen waren. Leider war von offizieller Seite vorgeschrieben, daß ein offizieller Tierarzt MUNGO untersucht, und der brachte MUNGO in die sog. Klinik, wo ich gefragt wurde, ob sie MUNGO behandeln sollten oder ob dies unser Teamarzt tut.

Da Dr. Adlassnig nicht besonders interessiert gewirkt hatte, MUNGO war ja eh draußen, meinte ich, die könnten ruhig behandeln, obwohl ich eigentlich keine Infusion haben wollte, da er bereits einmal auf eine Injektion nach dem Rennen mit Schock reagiert hatte. Die weiteren Ereignisse waren für mich ein Alptraum, und wenn ich meinen Tierarzt zuhause mit Peter Alleithners Hilfe nicht erreicht hätte, wäre es für MUNGO möglicherweise tödlich ausgegangen.

Gottlob konnte ich MUNGO in der Früh aus dieser Lage befreien, indem ich den Tierärzten dort alles unterschrieb, was sie wollten, 650.000 Lire hinblätterte (!) und meinen FEI-Paß und die Transportfreigabe selbst organisierte, da mein Teamchef und mein Teamarzt ja wieder nicht auffindbar waren. Ich wollte nur weg mit MUNGO und ihn in Sicherheit bringen.

Dass meine Entscheidung richtig war, zeigte sich bereits am Transport, MUNGO wurde immer munterer und ist daheim jetzt auch wohlauf. Ich selbst bin ziemlich fertig, mach mir Vorwürfe, daß ich MUNGO nicht früher von diesen Tierärzten befreit habe und werde vermutlich den Distanzsport gänzlich aufgeben.

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Stellungnahme von Frau Dr. Hilde Jarc:

Als Chef d’Equipe bei der EM Distanzreiten möchte ich einige Punkte im Bericht von Marguerita Wagner doch klarstellen.

Nach ihrer Aufgabe, zu der Dr. Adlassnig sie überreden konnte, habe ich wie vorgeschrieben den behandelnden Tierarzt des Veranstalters geholt, der, anders als bei Darika und Dalmaz, die nach ihrem Ausscheiden sofort in ihre Boxen gebracht werden durften, Mungo auf Grund seines gesundheitlichen Zustandes in die Pferdeklinik des Veranstalters überwies. Dorthin wurde er von seiner Besitzerin gebracht, weder ich noch Dr. Adlassnig waren in der Lage, das Pferd zu begleiten, da zu diesem Zeitpunkt noch drei unserer Teamreiterinnen und bis ca. 22 Uhr noch zwei auf der Strecke waren und unsere Betreuung brauchten. Es lag nicht am Desinteresse von Dr. Adlassnig, sondern an seinen eigentlichen Verpflichtungen als Teamtierarzt, dass er Mungo nicht behandeln konnte.

Dass die Behandlung in dieser Klinik nicht gratis sein würde, war vorab bekannt, ebenso, dass man sein Pferd jederzeit gegen Revers aus der Klinik nehmen könnte – diese Verantwortung liegt jedoch ausschließlich bei der Besitzerin und bei niemandem sonst. Mit der Entlassung aus der Klinik war auch automatisch die Transportfreigabe und die Rückgabe des FEI-Passes verbunden, Chef D’Euipe und Tierarzt waren zu diesem Zeitpunkt nicht unauffindbar, sondern bei der Siegerehrung, wo Anwesenheitspflicht herrschte.

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